
Potenzial für die Energie- und Wärmewende
Seit 2008 erfahren genossenschaftliche Konzepte zur dezentralen Energieversorgung in Bürgerhand einen enormen Zuspruch. Potenzial steckt unter anderem in Wärmenetzen.
Derzeit gibt es in Baden-Württemberg rund 150 Energiegenossenschaften. Ihre Einsatzgebiete reichen von der Erzeugung und Lieferung von Strom und Wärme über den Betrieb von Stromnetzen bis hin zur vollumfänglichen Energieversorgung vor Ort. Damit leistet die genossenschaftlich organisierte Bürgerenergie einen wichtigen Beitrag zur Transformation hin zu einer nachhaltigen, dezentralen Energie- und Wärmeinfrastruktur – ganz besonders hinsichtlich der breiten Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger aufgrund der Möglichkeit zur direkten Beteiligung. Die genossenschaftliche Rechts- und Unternehmensform bietet in allen Bereichen der Energie- und Wärmewende weiterhin großes Potenzial. Dazu benötigen die Akteure bestmögliche politische Rahmenbedingungen, für die sich der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband (BWGV) gemeinsam mit allen relevanten Akteuren einsetzt.
Wärmenetze – Bau, Ausbau und Betrieb
Besonders im Bereich der Nahwärme steckt derzeit großes Potenzial. Gerade dort, wo bislang keine Wärmenetze vorhanden sind, schaffen Genossenschaften über die direkte Beteiligung der Anwohnerinnen und Anwohner attraktive Bedingungen für den Einstieg in die nachhaltige Wärmeversorgung. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Gründungsanfragen für eine genossenschaftlich organisierte Wärmeversorgung noch einmal deutlich angestiegen. Nicht zuletzt wird auch die verpflichtende kommunale Wärmeplanung dafür sorgen, dass sich Kommunen und Gemeinden noch stärker Gedanken über die klimaneutrale Wärmeversorgung vor Ort machen müssen.
Kooperation von Unternehmen und Energiegenossenschaften
Durch die Fotovoltaik-Pflicht auf gewerblichen (und privaten) Dachneubauten und -sanierungen stehen insbesondere mittelständische Unternehmen vor der Herausforderung, die Installation und den Betrieb der vorgeschriebenen Anlagen zu bewältigen. Gleichzeitig sind viele bestehende Energiegenossenschaften auf der Suche nach geeigneten Flächen in ihrer Region. Der BWGV hilft dabei, beide Seiten zusammenzubringen.
PV-Selbstbaugenossenschaften
Neben dem allgegenwärtigen Mangel an Bauteilen wird der Ausbau zunehmend durch den akuten Fachkräftemangel im Handwerk beschränkt. PV-Selbstbaugenossenschaften können hier eine Lösung bieten. Unter Selbstbau im Bereich der erneuerbaren Energien versteht man beispielsweise die Übernahme von Planung, Vorarbeiten und eher weniger wertschöpfenden Tätigkeiten. Die für das Handwerk wertschöpfenden Tätigkeiten werden weiterhin von den jeweils relevanten Gewerken durchgeführt. Dabei wird sichergestellt, dass sowohl der Arbeitsschutz beim Aufbau als auch die Sicherheit der Anlagen, etwa die Netzzulassung durch einen eingetragenen Installateur, gewährleistet bleibt. Bereits heute gibt es in Genossenschaften erste Schritte in Richtung Selbstbau und Kooperation mit dem Handwerk. Zukünftig könnten durch gut ausgearbeitete Selbstbau-Konzepte das Handwerk, die Energiegenossenschaften wie auch die Energie- und Wärmewende gleichermaßen profitieren.
E-Mobilität – Ladeinfrastruktur & Sharing
Bei der dezentralen Umsetzung der Mobilitätswende leisten genossenschaftliche Modelle bereits einen wichtigen Beitrag vor Ort. Während sich große Mobilitätsanbieter auf stark frequentierte Ortschaften, wie Autobahnraststätten, fokussieren, sorgen Energiegenossenschaften vor allem in ländlichen Regionen dafür, dass auch dort die Voraussetzungen für eine Verkehrswende geschaffen werden. Nicht zuletzt zeigt sich dies zum Beispiel im BürgerLadenetz, in dessen Verbund zahlreiche Energiegenossenschaften schon in Ladeinfrastruktur investiert haben. Die zeitgleich notwendige Vernetzung mit dem Thema E-Mobilität findet dann in regional passenden Sharing-Konzepten statt.


